Leber/Galle

Die Leber ist das zentrale Stoffwechselorgan für Cholesterol: Sie synthetisiert Cholesterol, baut es aber auch ab und scheidet es mit der Galle aus. Dazu produziert die Leber aus Cholesterol Gallensäuren, die zusammen mit den Phospholipiden als Galle in die Gallenblase abgegeben werden. Aufgrund ihrer Amphiphilie können die Gallensäuren Mizellen bilden, in deren Kern sie das lipophile Cholesterol und die Phospholipide transportieren. Ein Teil der Gallensäuren wird durch den enterohepatischen Kreislauf wieder aufgenommen, ein anderer Teil über den Stuhl ausgeschieden. Dieser Anteil muss in der Leber aus Cholesterol wieder neu synthetisiert werden. 

Erst die Galle ermöglicht die Verdauung von Fetten im Darm. Sie emulgiert nicht nur die Nahrungsfette, sondern aktiviert zudem Pankreaslipasen, die die Fette spalten. Ein unzureichender Gallefluss führt daher zu unverdauten Fettresten im Darm, die dann Bakterien im Dickdarm verstoffwechseln. Letzteres bewirkt wiederum die typischen dyspeptischen Beschwerden wie Blähungen, Bauchschmerzen, Diarrhö oder Verstopfung. Die vielfältigen Aufgaben der Leber sind im Kasten auf Seite 30 zusammengestellt. 

Ist die Leber in ihrer Funktion gestört, verändert sich die Konzentration an Gallensäuren und schließlich die der Blutfette. Bilirubin, das aus dem Abbau der roten Blutkörperchen anfällt, kann sich in den Gallensäuren nicht mehr lösen. Staut sich die Gallenflüssigkeit in der Gallenblase sprechen Mediziner vom Krankheitsbild der Cholestase. Die Cholestase wirkt sich wie folgt aus:

 

  • der Abbau und die Resorption von Nahrungslipiden  ist gestört, und damit nimmt die Ausscheidung mit dem Stuhl (Steatorrhö) zu,
  • der Blutcholesterolspiegel steigt,
  • die choleretische Wirkung der Gallensäuren bleibt aus (Hemmung der Magensäure, Appetithemmung).
  • der enterohepatische Kreislauf wird unterbrochen, das führt zur sogenannten chologenen Diarrhoe.

 

Arzneimittel wie Phenytoin, Phenobarbital oder Cortison können ebenfalls eine Cholestase verursachen.

Durch die Cholestase kommt es unter anderem zur Bildung sogenannter »atypischer Gallensäuren«, die eine bestehende Cholestase verstärken.

Bilden die Leberzellen weniger Gallensäuren und Phospholipide, wird die Galle mit Cholesterol übersättigt. Sinkt der Quotient aus Cholesterol und Gallensäuren unter einen Wert von 1 zu 13, fällt Cholesterol aus und verklumpt zu Cholesterolsteinen. Auch bestimmte Medikamente, zum Beispiel Clofibrat und Kontrazeptiva, erhöhen die Cholesterolkonzentration in der Galle, weil sie die Ausscheidung von Cholesterol in die Gallenflüssigkeit steigern. Außerdem fördern entzündliche Veränderungen der Gallenblase die Steinbildung. 

Warum das Lebergewicht im Alter gravierend abnimmt, deuten Wissenschaftler so: Durch zu hohe Cholesterolwerte steigt das Risiko für Atherosklerose erheblich. Die zahlreichen Blutkapillaren in der Leber verändern sich atherosklerotisch, und die Durchblutung nimmt so stark ab, dass das Gewicht der Leber sinkt. 

Auch für das Immunsystem spielt die Leber eine zentrale Rolle: Sie bildet wichtige Bestandteile, beispielsweise das Komplementsystem. Diese Gruppe aus rund 20 Enzymen kann körperfremde Zellen auflösen. Verändert sich der Leberstoffwechsel, wird damit auch die Immunabwehr geschwächt.

Die vielfältigen Aufgaben der Leber

  • Verstoffwechselung von Eiweiß und Kohlenhydraten und Bildung von Energiereserven (Glykogen)
  • Steuerung der Insulinfunktion mit entsprechenden Auswirkungen auf Blutzucker und Fettstoffwechsel
  • Synthese von Steroidhormonen
  • Synthese von Vitaminen der D-Gruppe aus diätetisch zugeführten Vorläufersubstanzen
  • pH-Regulation über die Harnstoffsynthese
  • Entgiftung des Organismus durch Abbau und Ausscheidung von körperfremden Substanzen wie Arzneistoffen oder Alkohol und körpereigenen Metaboliten
  • Produktion von Komponenten des Komplementsystems (=Enzymsystems) und von Akutphasenproteinen als wesentliche Steuermechanismen im Immunsystem
  • Umbau von Blutfetten
  • Bildung und Ausschüttung von Gallenflüssigkeit

Nach Gerok (1996) und Zeeh and Platt (1997).

Ursachen von Leberschäden

Wer sich falsch ernährt, das heißt zu viel und zu fett isst, oder übermäßig Alkohol trinkt, schädigt damit seine Leber. Ernährungssünden bringen auch die natürliche Darmbesiedelung aus dem Gleichgewicht und fördern die Freisetzung von Gärungs- und Fäulnisprodukten. Typische Folgen sind Verdauungsprobleme. Außerdem werden die körpereigenen Abwehrkräfte geschwächt und Mikronährstoffe schlechter resorbiert. Auch die Überdosierung oder langfristige Einnahme bestimmter Medikamente, zum Beispiel Corticosteroide, Psychopharmaka oder Analgetika, kann den Leberstoffwechsel negativ beeinflussen. 

 

Phytopharmaka mit Artischockenextrakt dienen in der Naturheilkunde zur Behandlung von Leber- und Galleerkrankungen. Grundsätzlich führen ganzheitlich orientierte Therapeuten parallel dazu eine probiotische-mikrobiologische Therapie durch. Drittens klären sie mit dem Patienten ab, in wie weit er bereit ist, seine Ernährungs-gewohnheiten umzustellen und seine Lebensführung zu ändern.

 

Effektiver Leberschutz

Zahlreiche Untersuchungen beweisen, dass das über Jahrzehnte angesammelte Erfahrungswissen zur Artischocke (Cynara scolymus L.) ihren Einsatz als klassische »Leberpflanze« rechtfertigt. Seit Jahrzehnten sind die Effekte der Artischocke auf die Leberfunktion in vitro, an Tieren und in Studien mit Patienten wiederholt nachgewiesen worden. Untersucht sind insbesondere die Effekte auf die Blutfettwerte, den Gallefluss, die Verdauungs- und die Leberfunktion.

Artischockenextrakt steigert die Galleproduktion in der Leber und ist daher auch für Patienten nach chirurgischer Entfernung der Gallenblase von Nutzen.

Der verstärkte Gallenfluss geht mit einer erhöhten Neusynthese von Gallensäuren aus Cholesterol einher. Parallel zur Besserung dyspeptischer Verdauungsbeschwerden beobachtete man daher einen positiven Effekt nicht nur auf die Blutlipide insgesamt, sondern auch auf das Verhältnis zwischen dem als protektiv angesehen HDL- und dem als atherogen geltenden LDL-Cholesterol. Der gesteigerte Gallenfluss schützt zudem vor der Bildung von Gallensteinen aus Cholesterol.

 

Mehr Gallenfluss bedeutet aber auch eine stärkere Entlastung der Leber: Bilirubin wird abtransportiert und der oft vorliegende Gallestau behoben. 

 

Die besonders wirkstoffreiche Königsartischocke nimmt bei dieser Indikation eine Sonderstellung ein: Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen belegten für den Spezialextrakt Hepar-SL® forte hepatoprotektive und kurative Effekte.

In einer aktuellen Untersuchung der Universität Münster wurde der Einfluss eines Spezialextrakts aus den Grundblättern der Königsartischocke auf Kulturen aus humanen Leberzellen geprüft, die verschiedenen Lebergiften ausgesetzt wurden.

Der Extrakt schützte die Zellen äußerst effektiv vor Alkohol, dem Radikalbildner H2O2 und dem Lösungsmittel Dimethylsulfoxid (DMSO). Bei DMSO gelang sogar der Nachweis, dass Leberschäden rückgängig gemacht werden konnten. 

Die Studienlage macht den Extrakt aus der Königsartischocke in der Naturheilkunde zum Mittel der Wahl zur Vorbeugung und Behandlung von beginnenden Leberfunktionsstörungen wie der durch regelmäßigen Alkoholkonsum ausgelösten Fettleber. Darüber hinaus stellte sich in diesen Untersuchung heraus, dass der Artischockenextrakt die metabolisierenden Enzyme des Cytochrom-P450-Systems nicht beeinflusste. Interaktionen mit Arzneimitteln, die über das Cytochrom-P450-System verstoffwechselt werden, sind daher unwahrscheinlich. Für Patienten mit Gallensteinen sind Präparate mit Artischockenextrakt kontraindiziert.

 

Das Roemheld-Syndrom

Produziert die Leber zu wenig Galle, ist die Fettemulgierung im Darm vermindert. Unverdaute Fette werden von Dickdarmbakterien verstoffwechselt, sodass sich Faulgase im Darm sammeln. Diese wiederum können über das Zwerchfell aufs Herz drücken und erzeugen ein Enge- und Beklemmungsgefühl im Brustraum, ähnlich den Symptomen einer Angina pectoris. 

Manchmal werden Notärzte zu Patienten gerufen, die nach einer fettreichen Mahlzeit befürchten, einen Herzinfarkt zu erleiden. Stattdessen handelt es sich um das Roemheld-Syndrom. In diesen Fällen helfen Antidyspeptika, vor allem solche, die den Leberstoffwechsel und die Galleproduktion anregen. Die Vorbeugung des Roemheld-Syndroms zählt zu den klassischen ganzheitlich orientierten Einsatzgebieten für Präparate mit Artischockenextrakt.

Phospholipide sind ein wichtiger Bestandteil der Leberzellmembranen. Sie fördern unter anderem den Stoffaustausch zwischen den Leberzellen, erhöhen deren Widerstandsfähigkeit und steigern so deren Leistungsfähigkeit. Einer der wichtigsten Bestandteile von biologischen Membranen ist das Phosphatidylcholin. Es besitzt einen ausgeprägten, direkt leberschützenden Effekt. Phospholipide kommen ebenfalls in der Gallenflüssigkeit vor. Sie tragen dazu bei, wasserunlösliche Stoffe wie Bilirubin oder Cholesterol in Mizellen in Lösung zu halten. 

 

Unterstützung durch Phospholipide

Phospholipide haben noch weitere elementare Funktionen: Sie verbessern die Aufnahmekapazität von HDL, sodass überschüssiges Cholesterol leichter in die Leberzellen transportiert und dort abgebaut werden kann. Auch verringern sie artherosklerotische Cholesterolablagerungen in den Blutgefäßen, indem sie das Cholesterol mobilisieren. Damit senken sie letztlich erhöhte Blutfettwerte. Gleichzeitig verbessern Phospholipide die Viskosität von Zellmembranen, zum Beispiel in Erythrozyten, die so leichter ihren Weg durch die Mikrokapillaren nehmen können. Alles in allem verbessern sie so die Duchblutung der Leber, die bei älteren Menschen oft minderdurchblutet ist. 

Im Handel sind Präparate mit hochgereinigten Phospholipiden für die orale Einnahme, zum Beispiel Essentiale. Soja-Phospholipide und Artischockenextrakt ergänzen sich nahezu ideal in ihrem Wirkspektrum. 

Während Artischocke und Phospholipide naturheilkundliche Basismaßnahmen zur Verbesserung der Leberfunktion darstellen, lassen ganzheitlich orientierte Therapeuten die Darmflora als indirekten Faktor nicht außer Acht. 

 

Sanierung der Darmflora 

Die gesunde Darmflora bildet eine mikrobielle Barriere gegen Fremdkeime, fördert den Stoffwechsel und die Durchblutung der Darmschleimhaut, fördert das darmassoziierte Immunsystem, regt die Verdauung und Darmmotilität an, stabilisiert das Lymphsystem, produziert Vitamine, besonders des Vitamin K- und -B-Komplex, und hält das physiologische pH-Milieu aufrecht. Eine gesunde Darmflora, basierend auf Laktobazillen und Bifidobakterien, verhindert außerdem die durch Pilzbefall oder Fäulnisbakterien bedingte Freisetzung leberbelastender Fäulnisprodukte. Laktobazillen (Milchsäurebakterien) gehören zu der saccharolytischen, anaeroben (mikroaeroben) natürlich vorkommenden Dünn- und Dickdarmflora. Ihr Wachstums-optimum liegt bei einem pH-Wert unter 6,0.

Laktobazillen führen über Gärungsprozesse zu sauren Stoffwechselendprodukten. Bifidobakterien gehören zu der saccharolytischen, anaeroben natürlich vor-kommenden (Dünn-) und Dickdarmflora. Im Alter geht ihr Anteil erheblich zurück und trägt mit zur Obstipation bei. Ihr Wachstumsoptimum liegt bei einem pH-Wert von 6,0 bis 7,0. Bifidobakterien führen über Gärungsprozesse ebenfalls zu sauren Stoffwechselendprodukten.

Zur probiotisch-mikrobiologischen Therapie verordnet der naturheilkundlich orientierte Therapeut Kapseln mit Laktobazillen und Bifidobakterien, zum Beispiel Lactobacillus acidophilus und Bifidobacterium in Bactisubtil® complex Kapseln.

 

Entgiftung von Ammoniak 

Auch für die Entgiftung des im Aminosäurestoffwechsel entstehenden Ammoniaks spielt die Leber eine Rolle. Da Ammoniak schon in verhältnismäßig niedrigen Konzentrationen als Zellgift wirkt, ist eine Umwandlung in andere ungiftige Verbindungen nötig. Eine wichtige Reaktion zur Entgiftung im Körper ist die Harnstoffbildung (Bikarbonat + Ammoniak = Harnstoff + Wasser). Der untoxische Harnstoff diffundiert leicht durch biologische Membranen und kann deshalb über die Nieren ausgeschieden werden. Für die einwandfreie Entgiftung des Ammoniaks als Harnstoff benötigt die Leber die Aminosäuren Arginin, Citrullin und Ornithin. Aminosäurehaltige Präparate, zum Beispiel Polilevo®spez. Kps., haben daher eine lange Tradition in der naturheilkundlichen Behandlung von toxisch bedingten Leberschäden und Leberzirrhosen.


(Quelle Oliver Ploss PTA Forum)

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